Exotisches
Goldschmied Tagebuch
Die Wellen der Monsun erschütterten See schlagen hart auf
den Welsen vor dem Frühstücksraum auf. Ein paar leichte Sonnenstrahlen schaffen
es durch die dicke Wolkendecke und begrüßen meine erröteten Wangen. Die Luftfeuchtigkeit
ist hier nun irre hoch und veranlasst,
dass sich sofort eine dünne Schweißschicht gemischt mit der Salzigen Luft auf
meiner Haut nieder lässt.
Um diese Jahreszeit, es ist September, sind sehr wenige
Touristen auf Sri Lanka. Umso schöner ist es auf dieser Insel im indischen
Ozean zu sein und die hingebungsvolle Gastfreundschaft der Einheimischen zu
genießen.
Schon bevor ich dieses Hotel am Unawatuna Beach gebucht
habe, ist mir zu Ohren gekommen, dass ein Goldschmied direkt im Resort seine Werkstatt
hat. Ich machte mich also mit der großen
Hoffnung auf einen Kurs bei einem Goldschmiedmeister auf den weiten Weg nach
Sri Lanka, um meine Schmuckkünste mit etwas exotischem zu bereichern.
No problem – we will teach you
Einen Tag nach der Ankunft im Sri Gemunu Resort, fragte ich
den Besitzer nach dem Goldschmied und ob ich ihm eventuell über die Schulter
schauen dürfte. Der Besitzer des Hotels wackelte mit seinem Kopf von links nach
rechts, wie ein Wackldackel aus alten Tagen und sagt: „No problem madame, he
will teach you! We can start tomorrow.“
Er zauberte mir damit ein wunderbares Lächeln auf die
Lippen. Vollkommen aufgeregt, ging ich aufs Zimmer um ein wenig Schlaf zu
bekommen. Ich glaub ich träumte die ganze Nacht von vielen kleinen, glitzernden
Steinchen.
„Bling-Bling“
Die Träume waren wohl eine Art Vorhersehung, denn in Sri
Lanka ist alles ein bisschen "Bling-Bling" - also viel Stein mit
vielen kleinen Steinchen, naja und zumeist mit Gelbgold.
Saphire in allen möglichen Farben, Turmaline, und Mondsteine
liegen ausgebreitet vor mir auf einem Tisch. Mhh, nun ich trau mich noch nicht
so recht mit Saphiren zu arbeiten, um nicht gleich das erste Stück zu
versemmeln. Ich habe einen schönen honiggelben Citrin dabei, den ich gerne
einfassen möchte. Beim Anblick des Steins denke ich an Trauben, und versuche
meinen Anhänger mit vielen kleinen Edelsteinen, darunter Amethyst, Chalzedon
und Quarze zu kombinieren.
"Guten Tag, Mrs. Hana. Der Goldschmied ist schon
da!" Mein Herz pocht, ich glaube er
wird gleich auf den ersten Blick erkennen, dass ich ein "Greenhorn"
bin, also ein Anfänger.
Bis auf den Goldschmiedkurs in der Slowakei und natürlich
Tiffany Kurse habe ich noch nicht so viel Praxis Erfahrung im professionellen
Goldschmied-Bereich.
Ich zeige dem
Goldschmied Namens Ajith Rathnayake meinen Entwurf, und bin ganz überrascht,
dass ihm die Idee auf Anhieb gefällt. Ich habe mich auf einen Kompromis
eingelassen – der Anhänger soll etwas Bodenständiges, Europäisches haben, soll
aber auch dem Sri Lankanischen Geschmack entsprechen. Also ein Werkstück a la
Sri Lanka meets Austria. :)
In der Mitte sitzt der wunderschöne Citrin. Oben bei der Anhängerschlaufe
sitzen zwei in Zargen einfasste Steine in einem blassen Lila und einem Champagnerton.
Am unteren Ende des großen Cabochons sind asymmetrisch aufgereiht fünf weitere
Steine in Zargen.
So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich mir nicht
gerade die einfachste und billigste Variante eines ersten Werkstückes
ausgewählt habe. Soviel aber darf ich verraten; das Material hier ist billiger
als ich gedacht habe und verleitet mich dazu noch mehr Werkstücke in
Zusammenarbeit mit Ajith zu erstellen.
Subtropisches Klima und ein feuriges Hobby
Hinter der winzigen Werkstatt befindet sich eine offene
Feuerstelle wo das Silber geschmolzen wird. Hier ist einfach gar nichts
„High-Tech“. Außerdem erfahre ich, dass in ganz Sri Lanka kein Silberblech
erhältlich ist, sondern nur Apfel große Silberklumpen. Back to the Roots also.
So über das Feuer gebeugt, dämmert mir auch langsam weshalb
Ajith einen Art Sarong trägt, also nur ein um die Hüften gewickeltes Tuch. Die
Kombination aus dem feuchten, regnerischen Klima und dem Feuer vor mir, lassen
mir die Schweißperln auf die Stirn kommen. Kurz kommt mir der Gedanke, dass es
verdammt unfair ist, dass nicht auch ich oben Ohne am Feuer stehen kann, kommt
aber in einem buddhistischem Land wohl eher nicht so gut an. Schließlich sind
wir hier ja nicht auf Mallorca. Ich verwerfe den Gedanken wieder ganz schnell und
widme mich dem Wesentlichen.
Alles nicht so einfach hier – um das Silber in die richtige
Form zu bekommen wird gehämmert, geschliffen und geschnitten.
Jede Zarge und
der große Rahmen für den Citrin werden fein säuberlich vorbereitet – allerdings
sitze ich hier mit einem Goldschmied der dritten Generation mit viel Erfahrung
und geschickt. Hier wird etwa nicht genau mit dem Lineal nachgemessen. Ich
bekomme erklärt, das ein Rahmen für einen runden Stein 2 ¼ Stück vom
mittlerweile in Streifen vorbereitetem Silber braucht. Ich staune nicht
schlecht.
So langsam lässt sich erahnen, wie das fertige Schmuckstück
aussehen wird. Allerdings wird mir prophezeit, dass wir für diesen Anhänger 1 ½
Tage Arbeit vor uns haben.
Jede kleine Zarge muss fein säuberlich, geschliffen,
gehämmert und in Form gebracht werden. Was mich aber am meisten beeindruckt ist
die Zusammensetzung des Schmuckstücks selbst. In einem anderen Kurs habe ich
gelernt, die einzelnen Elemente mit Bindedraht zu umwickeln und dann zu löten. Ajith
hingegen nimmt alle Teile und presst diese fest in Plastelin. Ich schaue Ihn
verwirrt an, und habe wirklich keinen blassen Schimmer davon was nun kommt.
Der Goldschmied mischt nun eine weiße Masse an und gießt
diese über das Schmuckstück. Ich war immer so bedacht mit diesem Material, dass
ich nie eine Sekunde lang den Gedanken in Erwägung gezogen hätte Gips über
einen Anhänger zu schütten.
Das Ergebnis ist aber genial. Es ist nur mehr die
Hinterseite des Schmuckstücks zu sehen und Ajith präpariert nun die zu
verbindenden Stellen mit Silberlot.
Und voila das Grundgerüst ist fertig! Wahnsinn! Nun können
endlich die Steine eingesetzt werden.
Geschmiedete
Freundschaft
Die Tage in der Schmiede vergehen schnell, und ich lerne
Ajith näher kennen. Es ist schön die
Möglichkeit einer andere „Schmuckkultur“ kennen lernen zu dürfen, und es ist
schön überhaupt so nah an eine andere fremde Kultur zu kommen. Der Kurs bei
Goldschmied Ajith eröffnet mir nun auch für meinen künstlerischen Werdegang
neue Möglichkeiten, allerdings freue ich mich am meisten über einen neuen
Freund in einem fremden Land mit der gleichen Liebe zum Detail.
Goldschmied Ajith mit Schülerin Hana |
INFO:
Goldschmied Ajith Rathnayake im Sri Gemunu Resort Unawatuna
Beach Sri Lanka, ist gerne auch in Zukunft bereit sein Können anderen Hobby
Künstlern und werdenden Goldschmieden zu zeigen.
Homepage: http://ar-jewelcraft.webs.com/
Weitere Schmuckstücke aus der gmeinsamen "Schmiedzeit" man sieht hier das beste Talent von Ajith - Tiere aus Silber "schnitzen":
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